Was machen Sie, wenn Ihnen nichts einfallen will?

 

Einige Autoren und Autorinnen kennen so etwas gar nicht, oft geht es ihnen wie Udo Weinbörner: „Ich kämpfe mit der Flut von Einfällen und muss von Zeit zu Zeit verdammt gut schwimmen, um nicht zu ertrinken.“

Aber letztlich wissen doch alle: Es kann schon mal haken beim Schreiben. Dann stecken die Gedanken fest oder drehen sich im Kreis. Oder eine Romanfigur verselbständigt sich gerade, und ihr Schöpfer oder ihre Schöpferin muss sich erst einmal mit der neuen Entwicklung in der eigenen Geschichte auseinandersetzen. Begreiflich, dass da der Schreibfluss ins Stocken geraten kann. Höchste Zeit, eine Pause einzulegen. Abschalten. Sich eine Abwechslung gönnen. Duschen zum Beispiel …

> Es kann sein, dass ich mich während eines Schreibtages zwei- oder sogar dreimal kurz unter die Dusche stelle. Zusammen mit dem fließenden Wasser fällt mir immer etwas ein. Manchmal auch in dem Moment, in dem ich in die Dusche steige – da heisst es dann: hopp, wieder anziehen, zurück zum Schreibtisch!
Michèle Minelli – Prosa

Auch Dogan Akhanli, Rainer Walter und Jeanine Krock fallen unter der Dusche „häufig die besten Dinge ein. Nur das Problem der fehlenden Notizmöglichkeiten“ bereitet noch gewisse Schwierigkeiten, wie Jeanine Krock bedauert.

Doch auch andere „Strategien“ haben sich bewährt, um den Kopf nachhaltig zu „entlüften“ und dem Geist wieder auf die Sprünge zu helfen.

> Manchmal hilft das Schmökern in meinen Lieblingsbüchern
Elfriede Bruckmeier – Lyrik, Prosa

> Seiten füllen mit Notizen, auch wenn sie sinnlos sind. Brainstorming. Oder: was ganz Anderes, rausgehen, bummeln, shoppen, Freunde treffen.
Doris Wirth – Prosa

> Ich schaue alte Urlaubsfotos an.
Ulrike Stienen-Hoffmann – Liebesroman, Drehbuch

> Ich lese. Zeitungen, Bücher. Und führe Gespräche mit Freunden.
Monika Buttler – Kriminalromane

> Tagebuch [schreiben]. Notizen. Gedanken. Ich überlege ein Wort. Hund. Baum. Wolke. Egal. Mir fällt dann immer was ein, nur so zum Spaß.
Renate Axt – Lyrik, Prosa, Kinderbücher, Drehuch, Hörspiel, Theater

> Darüber schreiben, dass mir nichts einfällt – und warum!
Matthias Kneip – Literarische Reportagen, Lyrik

> [Den] Ort wechseln. In ein Café gehen.
Nicole Bachmann – Kriminalromane, Kinderbücher

> Ich mache etwas ganz anderes, eine Reise, ein Besuch eines Theaters, gehe ins Museum, versuche meinem „inneren Künstler“ etwas zu bieten, hole mir geistige Nahrung…
Rita Lamm – Prosa, Drehbuch

> Meistens hilft ein Waldspaziergang mit anschliessendem Tee oder heisser Schokolade. Manchmal hilft es, mir vor dem Einschlafen die wichtigen Fragen nochmals zu stellen. Die Lösung kommt dann so um 3 Uhr morgens.
Karin Bachmann – Kinderbücher, Kriminalromane

> Ich frage meinen Mann. Ihm fällt immer was ein. Und manchmal muss ich ihm auch nur erzählen, was los ist, dann weiß ich selbst weiter. Außerdem … „Literarisches Figurenaufstellen“, diese Methode hat mir viele Male geholfen, um aus meinem qualmenden Kopf auszusteigen und mir Input von außen zu holen.
Stephanie Fey – Krimis, Kinderbuch, hist. Roman, Sachbuch, mod. Prosa, Kurzgeschichte 

> Meine Figuren in Ich-Form erzählen lassen – wie sie ihr bisheriges Leben sehen, wie sie sich in der momentanen Situation fühlen. … Die Ich-Form ist das Wichtigste. Erst dann weiß ich, dass ich bei der Figur bin und nicht bei dem, was ich denke, was die Figur empfindet.
Andrea Bergen – Historische Romane, Kurzgeschichten

> Dann denke ich mir bewusst etwas aus. … Irgendwann tauchen Konstellationen auf, in denen man die berühmte Frage „Was wäre, wenn …?“ stellen kann. Was wäre, wenn diese Kamera, die da im Wald gefunden wurde, rätselhafte Bilder enthält, die auf ein Verbrechen hindeuten? Was wäre, wenn den kleinen Jungen, der in dem alten Haus in den Keller gestürzt ist, niemand gefunden hätte? Was hätten die Angehörigen getan? Diese Fragen setzten sofort weitere Überlegungen und Recherchen in Gang, die einem dann helfen.
Oliver Buslau – Kriminalromane

> Ich arbeite immer an zwei Projekten gleichzeitig, das hat sich bewährt. Dann wechsele ich das Projekt und siehe da, es läuft …
Gabriele Schmid – Liebesromane, Kriminalromane

> Je n’insiste pas et j’attends… (Ich verbeiße mich nicht, ich warte …; rea)
André Durussel – Lyrik, Prosa, historische Romane

> Auch Geduld gehört zum Schreiben.
Brigitte Glaser – Kriminalromane, Jugendbücher, Kurzgeschichten

> Trash-TV birgt eine unglaubliche Fülle an Ideen …!
Barbara Klein – Prosa, Krimis, Frauenroman, Erfahrungs-, Reiseberichte, Lyrik, Kinderbuch

> Kühlschrank auf, Kühlschrank zu und wieder auf und wieder zu…, futtern…, dann, wenn noch immer nichts kommen will: überwechseln zum Bürokram. Abarbeiten der Pendenzenliste.
Brigitte Schär – Lyrik, Prosa, Kinderbücher, Geschichten-Lieder

> Wenn mir nichts Gescheites einfallen will, mache ich erst mal etwas ganz anderes und lasse den Roman ruhen. Meistens arbeitet das Unterbewusstsein fleißig weiter und meldet sich, manchmal sogar im Traum.
Ingrid Noll – Kriminalromane

> Träume aufschreiben. Eine unendliche, nie versiegende Quelle.
Egbert Schmoll – Lyrik, Prosa

> Wenn mir partout nichts einfällt, mache ich, was ich immer mache: ein weiteres Gedicht.
Dieter Höss – Lyrik, Satire, Humor

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