Was stört Sie beim Schreiben oder reißt Sie gar völlig aus der Arbeit heraus?


Bei kaum einer Frage sind sich die Autoren und Autorinnen, die an der Umfrage mitgemacht haben, so einig wie bei dieser. „
Störungen aller Art stören einfach und müssen gemieden werden“, fasst Peter Wawerzinek das Problem kurz und bündig zusammen und hat konsequenterweise seine eigene Strategie dagegen entwickelt: „Ich sitze unter Kopfhörern, höre Jazzmusik und bekomme nichts weiter um mich herum mit.

Ganz klar und kaum überraschend: Störfaktor Nummer 1 ist Lärm. Jeglicher Art. Baulärm, Laubbläser, Rasenmäher, Bohrmaschinen, Flugzeuge, Staubsauger, quietschende Reifen, aufheulende Motoren, Gekreische, Streit irgendwo in der Nachbarschaft, Saxophonanfänger.
Ebenso nervig: das Telefon. Viele schalten es aus, wenn sie schreiben. Aber auch Hunger und kalte Füße, die Haustürklingel, der Brotjob, die Steuererklärung, häusliche Pflichten und, gar nicht so selten, ganz im Gegenteil, die liebe Familie können einen völlig aus dem Schreibfluss reißen.


> Da ich ja schon morgens schreibe, habe ich absolute Ruhe. Sobald die Familie auf ist, stört schon das kleinste Geräusch.

Wilfried Bremermann – Thriller

> Die Anwesenheit meiner kleinen Tochter. Schreibe darum nur, wenn sie in der Kita ist.
Ulrike Sandig  – Lyrik, Prosa, Hörspiel

> Zwischenrufe und Fragen von meinem Mann … Mein schmerzender Arm oder Rücken, wenn ich es wieder einmal mit dem Schreiben übertrieben habe … Ach ja, nicht zu unterschätzen: mein knurrender Magen.
Ingrid Schmitz – Kriminalromane und -kurzgeschichten, Biographien

> Müdigkeit, zu viel Alkohol, Verzweiflung über das Geschriebene.
Valentin Herzog – Romane, Erzählungen, Reiseliteratur 

> Zweifel, ob das überhaupt was taugt, was ich da fabriziere. Die Blumen müssten gegossen werden. Eigentlich sollte ich mein Zimmer aufräumen, Wäsche waschen, was zu essen kochen. Überhaupt der Haushalt …
Gabriele Keiser – Kriminalromane

> Alles, was Geräusche macht, nein, … Vogelgezwitscher stört nicht, ein bellender Hund dagegen schon …
Barbara Klein – Krimis, Romane, Reiseberichte, Lyrik, Kinderbuch

> Schysse durchs fenster, flugzeugabstyrze in der nähe, presslufthammer, bauchschmerzen,  kater, schlechte musik, keine zigaretten.
Ze do Rock – Biographien, Reiseliteratur, Science Fiction

> Radio oder andere Hintergrundmusik konnte und kann ich nicht vertragen, dagegen hat es mich nie gestört, wenn meine Frau – Pianistin, Cembalistin und Gitarristin – geübt hat, und sei es auch stundenlang.
Max Kruse – Kinderbücher, Romane, Hörspiele

> Menschen (Daher könnte ich nie in Cafés schreiben. Menschen sind immer die Quelle für neue Ideen. Sie stören aber, wenn man dabei ist, eine Idee umzusetzen.)
Und Krankheit (Napoleon erkannte einmal, dass eine Erkältung äußerst störend ist, wenn man einen Feldzug unternimmt.)
Tanja Schurkus – Historische Romane und Biographien, Mysterie, mod. Erzählprosa 

> Wenn einer hinter mir steht und mir über die Schulter sieht.
Petra Hauser – Romane, Kurzgeschichten, Novellen, Kriminalromane

> Wenn jemand mein Zimmer betritt …
Guy Helminger – Lyrik, Romane, Erzählunen, Hörspiel, Theater, Drehbuch

> Das berüchtigte „Darf ich kurz mal stören?“
Jeanine Krock – Romantic Fantasy, Liebesromane

> Der Postler, der um acht in der Früh ein Paket für den Nachbarn abgibt.
Meine Frau, die bewusst leise und unauffällig durch die Wohnung pirscht.
Die Waschmaschine, die piepst.
Das Maileingangssignal.
Gerhard Blaboll – Lyrik, Prosa, kabarettistische Texte, Länderliteratur

> Internet und Mail, die ich aber eben auch fürs Schreiben brauche.
Simon Chen – Slam Poetry, Spoken Word, Kolumnen, Kabarett

> Äußere Zwänge, z.B. wenn Dinner oder Arzt warten, wenn das Café schließt oder das Papier auf dem WC alle ist.
Dieter Höss – Lyrik, Satire, Humor

> Die Dringlichkeiten des Alltags sind manchmal begrüßenswerte Pausen, meistens aber genau die lästigen Störenfriede, die einen aus dem Schreibprozess heraus reißen. Wohl dosiert sind sie ok, wenn sie sich aber häufen, kann es schnell zu einer längeren Zeitspanne ohne Schreiben kommen. Es ist erst die Länge dieser Zeitspanne, die mich wirklich herausreißt. Schon nach ein, zwei Tagen kann das Gefühl entstehen, noch einmal ganz von vorn beginnen zu müssen. … Nach einer solchen Phase wieder zum Schreiben zu finden, kostet sehr viel Kraft.
Andrea Bergen – Historische Romane, Kurzgeschichten

>Aber Störungen sind nicht zwingend unwillkommen.
Tim Krohn – Prosa, Kinderbücher, historische Romane, Theater

> Ich habe auch schon erlebt, dass von der Störung selbst etwas Inspirierendes ausgeht.
Alexa Thiesmeyer – Kriminalromane, Theater

> Mein Mann und meine Tochter behaupteten, eine Bombe könnte neben mir explodieren – und ich würde es nicht merken.
Barbara Traber – Lyrik, Prosa, Kriminalromane, Kinderbuch, Sachbuch

 

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