Die Entstehung der Moselhochzeit

Münstermaifeld (Foto: Helga Müller-Schwartz)

Recherchen mit einem Gläschen in Ehren

Die Recherche für einen historischen Roman ist alles andere als eine staubtrockene Angelegenheit. Gut, ich habe unzählige Bücher zum Thema gelesen und stundenlang in Archiven gesessen, um alte Dokumente zu studieren. Aber dann bin ich aufs Maifeld und habe dort mit den Menschen gesprochen.

Mit Werner, Karl und Adolf über die Feldarbeit, über Winter- und Sommergetreide, über Aussäen und Ernten, Dengeln, Mähen und Kasten. Sie erzählten mir, wie sie heute arbeiten, und wie ihre Großeltern schuften mussten, als die Mechanisierung der Landwirtschaft noch in den Kinderschuhen steckte. Von Erika lernte ich, dass Krebbelcher keine süßen Krapfen sind, sondern Reibekuchen, Kartoffelpuffer. Mit Lukas besuchte ich den Hof, in dem Joseph damals gelebt hatte, und Reinhold und Alois erklärten mir geduldig, wer auf dem Maifeld mit wem verschwippt, verschwägert, verheiratet oder sonst wie liiert ist und war.

(Foto: Helga Müller-Schwartz)
Tugendpfeil (Foto: Alois Esch)

Und dann zeigten sie mir „Familienschätze“, wie man sie heute fast nur noch in Museen findet – wenn überhaupt: den Hochzeitskranz der Großmutter, Grabschmuck, den man früher zu Allerheiligen auf die Gräber legte, und den Tugendpfeil, den unverheiratete junge Mädchen im Haar trugen und der in „Moselhochzeit“ eine nicht unwichtige Rolle spielt.

Das waren bei weitem nicht alle, mit denen ich redete. Ich kann gar nicht jede und jeden aufzählen, so viele waren es. Oft kamen wir bei Kaffee und Kuchen vom Hölzchen aufs Stöckchen, hier gab’s einen kleinen Hefebrand dazu, dort ein Glas Wein, langweilig war es nie, staubtrocken schon gar nicht. Und Freundschaften sind entstanden.

Ich danke Euch allen dafür.