Falkenlust – Wie es angefangen hat

Foto: Petra Reategui

Oktober 1995. Ein strahlender Herbsttag. Mit dem Rad fahre ich den Rhein entlang von Köln Richtung Wesseling, als ich am Wegrand ein Kreuz aus hellem Trachyt bemerke. Ich halte an, um die Inschrift zu lesen. Mir wird unheimlich.

Ich beginne nachzuforschen, in der Stadtverwaltung, im Personenstandsarchiv von NRW in Brühl, schließlich im Hauptstaatsarchiv in Düsseldorf. Und werde fündig. Am 8. Januar 1997 stoße ich in einer dicken, nach abgestandenem Staub riechenden Akte aus dem 18. Jahrhundert auf ein Schriftstück mit dem Namen des Toten vom Kreuz. Sehr viel mehr aber kann ich nicht mehr lesen, das Dokument ist in der alten deutschen Kurrentschrift verfasst.

Ich lasse mich nicht entmutigen. Wochenlang brüte ich nun Abend für Abend über den Fotokopien des Papiers, folge den Begründungen des nicht genannten Schreibers, der auf sechzehn Seiten seine Ansichten über den Mordfall darlegt. Als ich das letzte Wort in unsere heutige lateinische Schrift transkribiert, den letzten Satz in den Computer getippt und das Dokument zugeklappt habe, köpfe ich eine Flasche Schampus und trinke auf „meinen“ Toten. Er ist mir inzwischen ans Herz gewachsen, und manchmal halte ich stumme Zwiesprache mit ihm.

Quelle Akte: „LAV NRW R Kurköln III Nr. 255, Blatt 386“

Foto: Petra Reategui